Autostereoskopische 3D-­Grafiken – Grafiken also, die ohne Brille einen 3D-Effekt erreichen – sind in ihrer Anwendung oft noch limitiert. Das Unternehmen TriLite will diese Grenzen sprengen. Auf der Fotonik- und Optoelektronikmesse Photonics West in San Francisco stellt es eine Technik vor, die die Konzeption von 3D-Grafiken – vor allem für großformatige Präsentationsflächen – maßgeblich vorantreiben könnte:

„We are developing a modular auto­stereoscopic multi-view display with full sunlight readabiliy and up to several thousand 3D viewing zones.“ (trilite-tech.com)

Ein auf roten, grünen und blauen Laserdioden basierendes Tripel-Verfahren soll die dreidimensionale Darstellung von Objekten ermöglichen, ohne dass eine Brille dafür nötig wäre. Im Gegensatz zu anderen autostereoskopischen Displays ist die Technik von TriLite dabei nicht nur von einer fest definierten Position wahrnehmbar, sondern funktioniert unabhängig von Sehdistanz, Perspektive oder Lichteinstrahlung. Das Tripel-Verfahren ermöglicht so die Konzeption von großflächigen 3D Grafiken, die für ganze Menschengruppen aus den verschiedensten Blickwinkeln erfahrbar wird.


SEHNSUCHT 3D

Für die Ausstellung „Seh(n)sucht 3D“ der Tiroler Landesmuseen wäre die revolutionäre Technik von TriLite auch interessant gewesen. 2014 beschäftigte sich die Ausstellung mit modernen 3D-Techniken, die im Bereich von Kino, Computerspiel und Fernsehen eingesetzt werden. Für die Bewerbung sollte ein Sujet entwickelt werden, das sich mit der Darstellung des Räumlichen in der Kunst und in den neuen Medien auseinandersetzt. „Die Herausforderung war, eine elegante, reduzierte Grafik zu schaffen, die mit und – das war uns besonders wichtig – auch ohne 3D-Brille funktionieren sollte. Nach intensiver Recherche und analogen und digitalen Experimenten entschieden wir uns schließlich für das ChromaDepth®-Verfahren“, erzählt Jasmin Hagleitner, die als Grafikerin an dem Projekt beteiligt war.

CHROMADEPTH

Das Verfahren ChromaDepth wurde von der Firma American Paper Optics entwickelt und funktioniert primär über die Brechungseigenschaften von Licht. Analog zum Newton‘schen Prinzip wird eine Folie verwendet, die aus einem Gitter von mikroskopisch kleinen Prismen aufgebaut ist. Das von dieser Oberfläche gebrochene und reflektierte Licht trifft im Auge an unterschiedlichen Stellen auf. Da das Gehirn aber von geraden Licht­strahlen ausgeht, entsteht der räumliche Eindruck. Einige Farben wie Rot- und Blautöne verstärken diesen Effekt. Was das ChromaDepth-Verfahren besonders interessant macht: Anders als bei den meisten 3D-Grafiken sind hier keine störende Doppelbilder notwendig.

GOLDEN PIXEL AWARD

Das entwickelte Sujet war durch das ChromaDepth-Verfahren vielseitig einsetzbar: Von Einladungen mit beigelegter 3D-Brille über Plakate in sämtlichen Größen und einer Plane für die Außenwerbung bis hin zur Busbeschriftung. Auch im Museum selbst ließ sich das Sujet in das Konzept der Ausstellung einbinden: Der Künstler Patrick Bonato setzte die Grafiken – ebenso wie ein aus dem Sujet entwickeltes Stereogramm-Bild von Jasmin Hagleitner – für die Raumgestaltung im Eingangsbereich der Ausstellung ein. Im November 2001 war das Projekt für den Golden Pixel Award nominiert, der seit 2001 für fortschrittliche und innovative Druckprojekte überreicht wird. [JH, AS]

Für die Einladung der Ausstellung
„Seh(n)sucht 3D“ wurde die 3D-Brille
mitgeliefert.


Fotos: KULTIG / Hagleitner
Visualisierung: TriLite Technologies GmbH

Dreidimensionale Grafiken ohne Brille und aus verschiedenen Perspektiven – das revolutionäre Verfahren von TriLite könnte es möglich machen.

Foto: privat

„Bei den Drucksorten der ‚Seh(n)sucht 3D‘ wirkte anfangs alles noch ­simpel – normaler Offsetdruck halt. Aber sobald man die 3D-Brille ­aufsetzt, werden die Druckfarben auf dem Papier plötzlich lebendig!“

Michael Brauner, GUTENBERG Druck Linz